Was ist das Erzähltempo?
Das Erzähltempo beschreibt das Verhältnis zwischen der Erzählzeit (wie lange es dauert, einen Text zu lesen) und der erzählten Zeit (wie lange die beschriebene Handlung dauert). Je nach dem Verhältnis entstehen verschiedene Effekte.
Erzählzeit
Zeit, die der Leser zum Lesen des Textes braucht. (z. B. 5 Sätze)
Erzählte Zeit
Dauer der Handlung im Text. (z. B. 1 Tag)
Die fünf Erzähltempi
1. Zeitraffung ("Vorspulen")
Die Erzählzeit ist kürzer als die erzählte Zeit. Die Handlung wird zusammengefasst.
Beispiel: "Die nächsten zwei Jahre lebte er in Paris, lernte die Sprache und schrieb seine ersten Romane."
2. Zeitdeckung
Die Erzählzeit und die erzählte Zeit sind ungefähr gleich lang. Dies ist typisch für Dialoge.
Beispiel: " 'Was möchtest du essen?' fragte er. 'Am liebsten eine Pizza', antwortete sie."
3. Zeitdehnung ("Zeitlupe")
Die Erzählzeit ist länger als die erzählte Zeit. Eine kurze Handlung wird sehr detailliert beschrieben, oft um Spannung aufzubauen.
Beispiel: "Sein Herzschlag setzte aus. Langsam, ganz langsam schwebte der Tropfen vom Küchenhahn, sammelte an seiner Spitze das Licht des Morgens und löste sich schließlich in einem Geräusch auf, das wie Donner klang."
4. Pause
Während die Erzählzeit vergeht, steht die erzählte Zeit still. Dies wird für Beschreibungen, Reflexionen oder Kommentare des Erzählers genutzt.
Beispiel: "Die Kirche, ein gotisches Meisterwerk, stand majestätisch im Dorf. Ihre steinernen Wände trugen die Spuren der Jahrhunderte." (Die Handlung unterbricht, um die Kirche zu beschreiben.)
5. Zeitsprung ("Auslassung")
Es gibt nur Erzählzeit, aber keine erzählte Zeit. Ein Teil der Handlung wird ausgelassen.
Beispiel: "Er bestand die Prüfung. Zehn Jahre später kehrte er als erfolgreicher Anwalt in seine Heimatstadt zurück."
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